Bei Portraits geht es oft um das eine Bild. Das eine Bild, das „alles sagt“.
Aber was ist eigentlich „alles“? Wer definiert das? Und kann ein einzelnes Bild wirklich zeigen, wer ein Mensch ist? Ich glaube nicht an das eine, perfekte Portrait, das jemanden in seiner Gänze authentisch zeigt. Ich glaube an Begegnungen, an Momente, an Facetten – und an eine Sammlung von Bildern, die zusammen erzählen, wer da vor meiner Kamera steht. Nicht in unterschiedlichen Rollen. Nicht als verschiedene Charaktere. Sondern als ein Mensch – mit unterschiedlichen Ausdrucksformen, Stimmungen und Energien.
Es geht um Vielfalt, nicht um Verstellung
Jeder Mensch trägt mehr in sich, als er in einem einzigen Moment zeigen kann. Ein Lachen. Ein ernster Blick. Nachdenklichkeit. Neugier. Leichtigkeit.
Das alles gehört zu uns – und nichts davon macht uns zu jemand anderem. Ein gutes Portrait-Shooting darf das zeigen. Es geht nicht darum, eine Rolle zu spielen. Es geht nicht darum, jemand anderes zu sein. Es geht darum, bei sich zu bleiben – in all den verschiedenen Facetten, die zu einem gehören.
Die Rolle des Fotografen
Ich verstehe meine Rolle nicht als jemand, der „ein Bild macht“. Ich bin da, um einen Raum zu schaffen, in dem Begegnung stattfinden kann. Ein Raum, in dem sich mein Gegenüber zeigen kann, wie er oder sie gerade ist – mit allem, was da ist. Das braucht Zeit. Das braucht Vertrauen. Das braucht echtes Interesse füreinander. Deshalb ist ein Shooting für mich immer eine Konversation. Kein stummes Posen. Kein starres „Bitte lächeln“. Sondern ein echtes Gespräch, ein Austausch, ein Zusammenspiel von zwei Menschen.
Und die Kamera?
Die ist einfach dabei. Fast zufällig. Wie ein Begleiter, der diese Momente sammelt. Nicht auf der Jagd nach dem einen „richtigen“ Bild. Sondern offen für die Vielfalt, die Tiefe, die Echtheit, die Spuren von Leben, die im Gesicht, im Blick, in der Haltung auftauchen – wenn man einfach da ist.
Am Ende ist es eine Begegnung
Ein Portrait-Shooting ist für mich eine Begegnung. Ein gemeinsamer Raum, in dem der Mensch vor der Kamera mehr zeigen darf als nur eine Seite. Nicht perfekt. Nie gleich, sondern echt. Vielseitig. Lebendig. Und wenn ich das sehen darf – dann habe ich genau das eingefangen, worum es wirklich geht.
Die Bilder in diesem Blog-Post stammen aus dem Portrait Shooting mit der unvergleichlichen Marie Bernadette Langer im Mai 2025.
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