Die wunderbare Katalyn Hühnerfeld steht auf der Bühne. Zwischen Pointe und Pause, zwischen Geste und Gedanken, entsteht ein Raum. Ein Raum, der nicht greifbar ist – aber spürbar.
In diesem Raum bewege ich mich als Fotograf im Theater. Am Rand, im Schatten, aufmerksam, still. Präsent, im Moment – aber nicht als Teil des Spiels.
Fotografen, die Theater oder Kabarett begleiten, haben eine besondere Rolle. Sie sind weder Publikum noch Teil des Ensembles. Sie sind Beobachter – aber keine Zuschauer. Wo das Publikum sich einlässt, sich unterhalten lässt, sucht der Fotograf nach Tiefe. Nach dem Moment, in dem das Spiel bricht oder sich verdichtet. Nach den Augenblicken, die flüchtig sind, aber voller Wahrheit.
Im Unterschied zum Raumhalter bei einem Fotoshooting im nicht-öffentlichen Raum, der durch seine bloße Anwesenheit Sicherheit und Offenheit ermöglicht, respektiert er das Theater als den Raum, in dem er gemeinsam mit der Künstlerin und dem Publikum sein darf.
Seine Präsenz darf nicht stören, seine Bewegung nicht ablenken. Und dennoch muss er vollkommen da sein. Wahrnehmend. Lesend. Aufmerksam für feine Verschiebungen in Körpersprache, Mimik, Rhythmus.
Große Lacher, pointierte Gesten oder dramaturgische Höhepunkte sind selten das, was ein Bühnenfoto ausmacht, was auch später noch wirkt. Es sind die Zwischenmomente: Ein fragender Blick ins Halbdunkel. Ein kurzes Innehalten vor dem nächsten Gedanken.
Ein angedeutetes Lächeln, das kippt. Diese Momente lassen sich nicht planen. Sie lassen sich auch nicht erzwingen. Was zählt, ist das Gespür des Fotografen. Für Rhythmus, Timing – nicht im musikalischen Sinn, sondern im atmosphärischen. Für das, was unter der Oberfläche beim Künstler oder der Künstlerin passiert.
Ein authentisches Bühnenfoto zeigt nicht nur, was passiert. Es offenbart, was sonst nur fühlbar ist. Es erzählt nicht die Geschichte des Stücks – sondern einen kleinen, wahren Ausschnitt daraus. Der Fotograf wird dabei selbst fast unsichtbar.
Je weniger er sich selbst ins Bild bringt – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn – desto mehr Raum entsteht für das Wesentliche. Für ein Bild, das zwischen den Zeilen liest.